Die Eloquenz der Sardine
Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und Meere
Locker und informativ geschriebene Naturkundebücher sind selten. Das ausgerechnet ein Physiker den Spagat zwischen Wissenschaft und Unterhaltung schafft, ist erfreulich. Mit „Die Eloquenz der Sardine“ ist dem dem Franzosen Bill Françoiser ein wunderbar erzähltes Buch gelungen, das man nach 230 schnell verschlungenen Seiten nur ungern aus den Händen legt. In 13 Kapiteln trägt der renommierte Hydrodynamiker viel zusammen, was Ichthyologen; Aquarianer, Angler und Historiker interessiert: Wie schaffen Fische es, im Schwarm zu kommunizieren? Wann und wo wurde das Angeln erfunden? Warum führten die Blähungen von Heringen fast zu einem Seekrieg? Wieso benutzten die Ureinwohner Australiens abgerichtete Schiffshalterfische statt Angelhaken? Spannende Fragen, die stets sachkundig und für Laien verständlich beantwortet werden, ohne auch nur in einer Zeile ihre Faszination und ihren Zauber zu verlieren. Daneben erfährt man manch andere interessante Story, wie etwa die über die unterirdischen Street-Fishing-Kids von Paris, die bei Einbruch der Dunkelheit, stets mit der Gendarmerie auf den Fersen, auf urbane Zander angeln.
Wer allein unbeschwerte Unterhaltung und Informationen erwartet, wird „enttäuscht“, denn Bill Françoiser weißt auch auf die Gefahren hin, die den Ozeanen und ihren Bewohnern sowie dem gesamten Blauen Planeten drehen. Klimawandel, Schifffahrt, Ölbohrungen, Schleppnetzfischerei, Verschmutzung und Lärmbelastung haben aus dem einzigen Reich der Stille ein gefährdetes Ökosystem werden, lassen, dessen Rettung auf Messerschneide steht.
Ein sehr lesenswertes natur- wie auch kulturhistorisches Sachbuch, das sich wohltuend aus der Flut des heute so beliebten Genres „nature writing“ abhebt.
François, Bill (2021), Die Eloquenz der Sardine: Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und Meere, München, 2021, 234 S., zahlreiche Schwarzweißabbildungen, Zeichnungen, € 22 .
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