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Cornelia „Fly Rod“ Crosby. Ein Leben für’s Fliegenfischen

Frauen hatten in der männlich dominierten Welt des Angelns nie einen leichten Stand und nur wenigen gelang es, angelhistorische Bedeutung zu erlangen. Eine von ihnen war Cornelia „Fly Rod“ Crosby.

Ob Izaak Walton, Ernest Hemingway oder Charles Ritz: In der langen Liste berühmter Petrijünger sind es immer wieder dieselben Namen, die ihre Schatten werfen. Dass vor knapp 140 Jahren die erste offizielle Guidinglizenz des US-Bundesstaates Maine nicht für einen Angler, sondern für eine Anglerin ausgestellt wurde, ist heute fast in Vergessenheit geraten. Dabei wurzelten die Ursachen für diese außergewöhnliche Maßnahme in ähnlichen Ursachen, wie sie uns heute von der Digitalisierung beschert werden.

Technologieopfer und frühe „Bloggerin“

Als Cornelia Crosby (1854 bis 1946) Mitte der 1880er Jahre ihren Job bei einer Telegrafenfirma verlor, zählte sie zu den ersten Opfern des damals gerade erfundenen Telefons. Statt sich ins Heer der arbeitslosen Blitzmädchen einzureihen, besann sie sich auf das im ländlichen Maine erworbene Können als Fliegenfischerin, packte all Mut zusammen und schrieb anstelle von Bewerbungen ihre Erlebnisse als Anglerin auf. Diese kurzen Geschichten schickte sie an die damals an der US-Ostküste sehr bekannte Zeitschrift Outdoor Sports, dessen Redakteure und Herausgeber zwar begeistert waren, sich jedoch nicht trauten, ihren Lesern die Storys aus der Feder einer Frau zu servieren. Schließlich kam man auf die Idee, ihr das Pseudonym „Fly Rod zu verpassen, unter dem ihr erster Artikel am 19. Juli 1889 erschien und auf so positive Resonanz stieß, dass der Chefredakteur sich entschloss, ihr eine wöchentliche Kolumne im Heft zu reservieren. Rasch wurde bekannt, dass sich hinter „Fly Rod“ eine schreibende und fliegenfischende Frau verbarg, was allerdings nicht zu der befürchteten Ablehnung führte, sondern Cornelia zu einer der populärsten und gefragtesten Outdoor-Schreiber(innen) des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts machte, deren Artikel bald auch in vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften an der Ostküste und wenig später in allen namhaften Qutdoormagazinen (Field & Stream, Shooting & Fishing etc.) erschienen.

Frühe Angelbotschafterin

Ob es Zufall oder Absicht der Behörden war, ausgerechnet einer Frau die erste offizielle Guiding-Lizenz auszustellen, ist eine noch heute unter Angelhistorikern umstrittene Frage. Fest steht aber, dass von den gut 1300 im Jahre 1897 ausgegebenen Lizenzen für Jagd- und Angelguides Cornelia „Fly Rod“ Crosby diejenige mit der Nummer Eins erhielt. Ein Grund für diesen sensationellen Behördenakt könnte in der Tatsache zu suchen sein, dass man mit der talentierten Fliegenfischerin eine exzellente Botschafterin für den damals gerade aufkommenden Tourismus entdeckt hatte, denn Cornelia war auf allen Outdoormessen von Boston bis New York nicht nur eine willkommene Rednerin und Schaustellerin ihrer Wurfkünste, sondern zugleich auch eine vortreffliche Promoterin Maines mit seinen landschaftlichen Reizen und seinem Fisch- und Wildreichtum.

Natürlich nutzte die clevere Tourismusfachfrau ihre Popularität in Kombination mit ihrer Guidinglizenz auch zur Knüpfung ihres ganz persönlichen Netzwerkes und umgab sich gern mit den Promis ihrer Zeit. Zu ihren berühmten Guiding-Kunden zählten neben Stars und Sternchen des frühen Hollywoodkinos auch Politiker wie der spätere US-Präsident Theodore Roosevelt.

Cornelia Crosby ging nicht nur als erste(r) Guide in die Geschichte Maines ein, sondern hat mit angeblich mehr als 200 an einem Tag gefangener Forellen auch sehr viel für die Historie des Anglerlateins getan.

Das Beitragsfoto eines unbekannten Fotografen zeigt Cornelia Crosby als Kamerascheue Füherin mit Präsident Theodore Roosevelt und seinem Gefolge.bebe

Das zweite Foto eines ebenfalls unbekannten Fotografen zeigt Cornelia mit Saiblingen um 1900.

 

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