Zwei Ozeane am Niederrhein. Die Xantener Nord- und Südsee

Wer seine Lust auf Meer stillen möchte, muss nicht auf Weltreise gehen. Schon an den Stränden des Niederrheins locken die Nord- und die Südsee mit anglerischen Freuden. Dass beide Seen Lust auf Mehr machen, weiß Markus Bötefür.

Mit einer Gesamtwasserfläche von rund 230 Hektar und einer Tiefe von bis zu 20 Metern zählen die beiden glasklaren Seen zu den größten Baggerlöchern am linken Niederrhein und beherbergen einen schönen Bestand an Raub- und Friedfischen. Verbunden sind die eigentümlich benannten Gewässer durch einen ebenso fischreichen Verbindungskanal, der mit demselben Angelschein rund um die Uhr befischt werden darf.

Wie an vielen Seen des Niederrheins machen Gastangler häufig zuerst mit Barschen Bekanntschaft. Im Frühjahr und Sommer kann man vom Ufer aus mit 3er Spinnern (z. B. Mepps Aglia) schöne Stachelritter fangen, ohne dabei die Chance auf den Biss eines Hechtes zu schmälern. Im Herbst und Winter muss jedoch etwas tiefer in die Trickkiste gegriffen werden, denn bei sinkenden Temperaturen werden die Barsche etwas argwöhnischer und lassen sich dann eher mit Wobblern in dezenten Farbgebungen fangen.

Seit einigen Jahren haben vor allem jüngere Angler die Vorteile von Belly-Boats und Kajaks erkannt und holen sich ihre Barsche weit draußen aus Wassertiefen von bis zu 15 Metern. Als Köder verwenden die Minibootkapitäne dabei zumeist Vertikalköder (Blattpilker, Zocker) sowie Drop-Shotmontagen. Bootseigner, die statt eines Blech- oder Gummiköders lieber ein Köderfischchen am Drachkovitch-System über die Sand- und Kiesbänke hüpfen lassen, dürfen sich dann durchaus über größere Stachelritter freuen, denn auch der Zanderbestand kann sich sehen lassen.

Vom Strand aus

Für Angler, die sich mit festem Boden unter den Füßen wohler fühlen, hängen die Zandertrauben ein bisschen höher, denn tagsüber zieren die Fische sich etwas, legen aber nach Sonnenuntergang ihre ufernahen Beißhemmungen ab und lassen sich mit am Grund angebotenen Fetzen oder mit Wobblern überzeugen. Wer sich von den Nord- und Südseestränden aus auf abendliche Zanderpirsch begibt, muss nicht sehr weit werfen, denn nicht nur die begehrten Zielfische, sondern auch Barsche kommen (bis in den späten Abend hinein) auf ihren Raubzügen sehr nah ans Ufer, weshalb besonders Spinnfischer auf überflüssige Schritte und Tritte verzichten sollten. Top-Zanderstellen finden Uferangler in der Nähe des Verbindungskanals, der sowohl Fried- als auch Raubfischen als nächtliche Fressmeile dient.

Raubfischangler müssen sich aber nicht mit kammschuppiger Beute bescheiden; auch das Hechtvorkommen trägt zur Attraktivität beider Seen bei und in jeder Saison werden von den diversen Bootstypen sowie vom Ufer aus viele Hechte gefangen. Wer als Gastangler seine ersten Würfe macht, der liegt mit 22 Gramm schweren Effzett-Blinkern in Silber- oder Kupferdesign meist goldrichtig. Ein Stahlvorfach sollte – egal auf welchen Zielfisch man es als Spinnfischer abgesehen hat – stets ein selbstverpflichtender Bestandteil der Montage sein, denn die Xantener Hechte stürzen sich auch auf Miniköder und greifen meist recht gierig zu.

Guter Friedfischbestand

Die Räuber wären nicht so zahlreich und wohlgenährt, gäbe es zu wenig Futterfische. Neben Rotaugen, Rotfedern und Brassen sind es besonders die vor gut einem Jahrzehnt erstmals ausgesetzten Renken, die nicht nur den Freiwasserhechten vortrefflich munden, sondern auch bei Boots-, Kajak- und Belly-Boatanglern so große Begehrlichkeiten wecken, dass viele die Spinnruten daheim lassen und lieber zur mit Nymphen bestückten Hegene greifen. Es müssen aber nicht einzig und allein alpine Angelmethoden sein, mit denen man den Coregonen auf die Schuppen rücken kann. An entsprechend feinen Montagen lassen sie sich auch mit Maden und Stückchen von Rotwürmern überlisten. Wer sein Glück allerdings vom Ufer aus probieren möchte, der sollte einen besonders guten Draht zu Petrus haben, denn die Xantener Neulinge lieben das tiefe Wasser weit draußen in den Seen, was entsprechend weite Würfe und ein intensives Studium der Gewässerkarten nötig macht.

 

Rüsselschnuten

Gibt man sich aber mit den klassischen Friedfischen des Niederrheins zufrieden, so findet man besonders im Verbindungskanal sowie an dessen Ein- und Ausgängen ergiebige Stellen zum Fang von Rotaugen und Brassen; für deren Fang sowohl Stipper als auch Feederangler nicht allzu viel Aufwand treiben müssen. Ähnlich sieht es mit den Karpfen aus. Spiegelkarpfen kommen reichlich und in respektablen Größen vor, sodass bei einer intensiven Karpfensession mit Boilies Rüsselschnuten von 20 oder 30 Pfund keine Ausnahmefische darstellen. Um die beiden Seen und den Kanal zu testen, empfiehlt es sich Erstbesuchern aber, ihr Augenmerk auf die Raubfische zu legen, denn der Barsch-, Zander- und Hechtbestand verleiht der Nord- und Südsee ihren Charme und ihre Reize.

 

Felchen sind eine attraktive Beute in Nord- und Südsee. (Foto Bernd Taller)

INFOS

Empfehlung fürs erste Mal: Für die ersten Besuche empfielt es sich, zur Spinnrute zu greifen.

Größe und Struktur: Die Nordsee ist etwas kleiner als die Südsee. Mit ihren Buchten und Halbinselchen wirkt sie besonders im Herbst wildromantisch. Hier findet man sowohl ruhige Plätze, an denen man sich für eine längere Karpfenkampagne niederlassen kann, als auch interessante Stellen, um die Spinnrute mit der Aussicht auf reiche Barsch- und Hechtbeute zu schwingen. An Weißfischen mangelt es weder hier noch in der benachbarten Südsee.

Im Sommer ist die Südsee für Angler nur bedingt zu empfehlen und sollte an Schönwettertagen gemieden werden, denn angesichts des Besucherrummels in den Anlagen des Freizeitzentrums und des Adventureparks wird es zuweilen recht laut und die Südsee kann dann durchaus von einer Luftmatratzen- und Gummibötchenarmada heimgesucht werden. Nach Sonnenuntergang hat sich das Badevolk dann aber verzogen und das Gewässer gehört wieder Anglern, Karpfen und Zandern. Außerhalb der großen Ferien bietet der südliche See mit seinen langen Ufern besonders Spinnfischern ein bequem begehbares Revier.

Für Angler, die kein Boot ihr Eigen nennen ist der Verbindungskanal das mit Abstand aussichtsreiche Gewässer der Seenlandschaft und besonders bei Ansitzanglern sehr beliebt. Neben Karpfen, Zandern und Weißfischen lassen sich hier trotz des am Niederrhein allgemein feststellbaren Aal-Rückgangs noch immer schöne Schlängler fangen. Wer mit Würmern fischt, fängt dabei nicht nur Aale, sondern auch Schleien; wer Köderfischchen aufzieht, wird mit Zandern als Beifang belohnt.

Mindestmaße in cm/Schonzeiten: Es gelten die für NRW gesetzlichen Schonzeiten und Mindestmaße.

Angelkarten: Es gibt folgende Scheine: Tag acht €, Wochenende (gültig von Freitag 14 Uhr bis Sonntag 20 Uhr) 20 €, Zwei-Wochen 35 € und Jahr 80 €. Im Rheinischen Fischereiverband organisierte Angler, Rentner, Schwerbehinderte und Jungendliche erhalten auf den Jahresschein eine Ermäßigung.

Alle Scheine gibt es bei Angelsport Elsner, Niederstraße 40a, 46509 Xanten, Tel. (02801) 9826995, (Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 09 bis 13 Uhr und 14:30 bis 18:30 Uhr, Sa. 09 bis 13:30 Uhr). Im Sommer bekommt man Tagesscheine auch im Freizeitzentrum Xanten an der Xantener Nordsee im Bootshafen Vynen, Alt-Vynscher-Weg 5, 46509 Xanten-Vynen sowie an der Xantener Südsee im Bootshafen Xanten, Salmstr. 30, 46509 Xanten.

Gastangler, die ihr eigenes Boot oder Belly-Boat einsetzen möchten, müssen pro Tag eine kleine Gebühr entrichten.

Bestimmungen: Von Januar bis Dezember darf rund um die Uhr mit zwei Ruten gefischt werden. Im Bootshafen Vynen und rund um die Wasserskianlage an der Südsee ist das Angeln (auch außerhalb der Wassersportsaison) nicht gestattet.

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