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So fingen die alten Rittersleute. Angeln im Mittelalter

Angeln zählte im Mittelalter zu einer der beliebtesten Beschäftigungen von Rittern, Fürsten und Kaisern. Selbst Fliegenfischer schwangen im Schatten der Burgen ihre Ruten.

Da Rollen im Mittelalter unbekannt waren und sich die Angler mit Schnur aus Hanf oder Pferdehaaren behelfen mussten, stand das einfache Fischen mit natürlichen Ködern an einem Angelstock, ähnlich einer unberingten Stipprute, im Mittelpunkt. Zum Einsatz kamen dabei dieselben Naturköder, wie man sie auch heute noch zum Fang von Raub- und Friedfischen verwendet, nämlich Köderfische, Würmer, Brotteig usw.

Angelhaken waren in verschiedenen Größen vorhanden und wurden aus Eisendraht oder Bronze gefertigt. Es gab sowohl Öhr- als auch Plattenhaken. Neben dem Fischen mit Naturködern wurden auch künstliche Köder, sog. Federhaken, verwendet, bei denen es sich wohl um Vorläufer unserer modernen Kunstfliegen gehandelt hat. Es versteht sich von selbst, dass diese Federhaken allein als Nassfliegen eingesetzt werden konnten und man sie nur zum Tippfischen und nicht etwa zum Auswerfen verwendete.

Angeln als höfisches Vergnügen

Im Verlauf des rund 1000 Jahre andauernden Mittelalters waren die Jagd und auch die Fischerei Privilegien des Adels. Bauern und dem sog. gemeinen Mann war der Fischfang fast überall in Europa verboten. Das Angeln war somit, wie die Falkenjagd, ein rein höfischer Zeitvertreib, an dem auch Frauen teilnahmen. Die früheste literarische Erwähnung fand das Sportfischen im deutschen Sprachraum im Werk des Dichters Wolfram von Eschenbach (ca. 1170–ca. 1220). Dort heißt es über den Ritter Schoinatulander: „Schionatulander die großen wie die kleinen Fische mit der Angel fing, wie er dastand mit bloßen, blanken Beinen, im lautern schnellen Bach, der Kühle wegen. Schionatulander mit einer Federangel fing Äschen und Forellen.“ Die mit Federhaken gefangenen Äschen und Forellen schienen also bereits im hohen Mittelalter zu den später so bezeichneten Edelfischen gezählt worden zu sein, was wohl zum einen mit dem kulinarischen Wert dieser Salmoniden zu tun hatte und zum anderen darauf zurückzuführen ist, dass die auf Flugnahrung spezialisierten Fische mit Kunstködern zu überlisten waren, was das Federhakenangeln zu einer edlen Waid erhob und in die Nähe der höfischen und hochangesehen Falkenjagd rückte.

Das Beitragsbild zeigt einen städtischen Angler, stammt aus einem frühen Buchdruck des 15. Jahrhunderts und somit aus dem Spätmittelalter.

 

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