Schnurgerade durch den Pott. Der Rhein-Herne-Kanal

Auf knapp 50 Kilometern verbindet der Rhein-Herne-Kanal den Duisburger Hafen mit dem Dortmund-Ems-Kanal. Barschangler schätzen die Wasserstraße schon lange. Dass es für Raubfischfreaks dort aber mehr zu holen gibt, wissen nur wenige.

Duisburg-Meiderich, Oberhausen-Lirich, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel: In den Ortsnamen entlang der Ufer des Rhein-Herne-Kanals schwingt nicht gerade der Klang der großen, weiten Welt mit. Trotzdem sucht das gut 100 Jahre alte Gewässer seinesgleichen, bietet es doch für Spinn- und Ansitzangler allerhand.

Wer als Raubfischangler an den klassischsten aller Ruhrpottkanäle kommt, der möchte in der Regel Barsche und Zander fangen. Diese Vorfreude besteht nicht zu Unrecht, schließlich sind die Bestände beider Fischarten auf allen Abschnitten recht gut. Allerdings ist es seit Beginn der Grundelinvasion vor gut einem Jahrzehnt nicht mehr leicht, große und kleine Stachelritter mit Null-Acht-Fünfzehn-Spinnködern zu überzeugen, denn lieblos Eingekurbeltes und erst recht Poppigbuntes mögen die Fische, seit sie sich auf osteuropäische Quälgeister eingeschossen haben, so gut wie gar nicht mehr. Das wichtigste Gebot für jeden Spinnfischer lautet daher, farbliche Zurückhaltung an den Tag zu legen. Braun- und Grautöne sind sowohl bei Hard- wie auch bei Softbaits meist die richtige Wahl. Erst nach Sonnenuntergang darf es dann etwas farbenfroher zugehen. Allerdings sollte man es auch dann nicht übertreiben und statt gelber, roter und oranger Köder lieber grüne und silberne Gummifische, kombiniert mit einem rot lackierten Jigkopf, benutzen.

Mit Ruhe und Gemütlichkeit

Es müssen aber nicht unbedingt Imitate sein, denn auch in natura haben die Ruhrpotträuber Grundeln zum Fressen gern. Ein Ansitz mit Köderfischen oder Fetzen lohnt sich aber meist erst nach Einbruch der Dunkelheit. Dann haben die Grundeln ihren Hunger weitestgehend gestillt und nerven bedeutend weniger als bei Tageslicht. Da Jahreskarteninhaber mit drei Ruten fischen dürfen, bietet es sich beim abendlichen bzw. nächtlichen Ansitz an, das ganze Kanalbett zu beangeln. Am besten sucht man sich dazu einen Streckenabschnitt, an dem ein Ufer mit Spundwänden und das andere mit Bruchsteinen befestigt ist. So lassen sich die drei Köder sowohl in der rund vier Meter tiefen Fahrrinne als auch in den recht flachen Uferpassagen anbieten. Die meisten Nachtangler fischen mit Köderfischen oder Fetzen auf Zander. Was für die Farbwahl der Kunstköder gilt, trifft auch auf die Köderfischen zu, denn Grundeln (ganz oder als Koteletts) stehen bei den nachtaktiven Zandern ganz oben auf der Speisekarte. Aufgrund der Hängerträchtigkeit ist es ratsam auf herkömmliche Grundmontagen zu verzichten und stattdessen Tiroler-Hölzl zu verwenden.

Eine andere interessante Methode den Zandern mit Köderfischen auf die Schuppen zu rücken, ist die bei vielen Anglern fast in Vergessenheit geratene Stellfischrute. Sie sorgt an den Steinschüttungsufern nicht nur für hängerarmes Angeln, sondern bietet auch die „Garantie“ dafür, den entlang der Ufer patrouillierenden Stachelrittern stets einen passenden Happen an der richtigen Stelle servieren zu können. Ob man die Ruten (sie dürfen durchaus acht Meter lang sein) mit einer Posen- oder einer Grundbleimontage einsetzt, ist zum einen eine Frage der persönlichen Vorlieben, bleibt einem aber mitunter nicht freigestellt, denn an manchen Tagen reagieren die Fische auf Schwimmer äußerst allergisch, sodass nur Köderfische oder Fetzen an Grundbleimontagen Beachtung finden.

Hecht, Rapfen und Aland

Neben Barschen und Zandern bevölkern auch Hechte, Rapfen sowie jede Menge räuberische Alande den Kanal und werden zumeist beim Spinnfischen gefangen. Die drei Räuber sind dabei allerdings seltener Beifänge, wenn man es eigentlich auf die Stachelritter abgesehen hat, sondern sie verlangen ihren ganz individuellen Köderführungsstil. Für Rapfen, die man überall dort findet, wo das Wasser in Bewegung ist (z. B. In der Nähe des Kraftwerk-Beckens in Oberhausen), sollten kleine Blinker und Oberflächenwobber flott präsentiert werden. Hechte und Alande mögen am liebsten Kugelwobbler. Gute Stellen findet man in der Nähe von Wasserpflanzen, die es tatsächlich an manchen Abschnitten des von Menschenhand geschaffenen Gewässers gibt. Auch an den winzigsten Seerosenfeldern lohnt es sich ein paar Würfe mehr zu machen. Das ziemlich klare Kanalwasser macht es nötig, auch auf diese Raüber mit Spinnködern in gedeckten Farben zu angeln und sich beim Spinnfischen nicht vom schwindenden Tageslicht irritieren zu lassen. Hechte, Rapfen und Alande sind im Ruhrpott nämlich hungrige Dämmerungs- und Nachteulen.

INFOS

Empfehlung für Kanalneulinge: Wer mit der Spinnrute unterwegs ist, sollte immer ein paar Krebsimitate dabei haben. Mitunter mögen Barsche und Zander diese Panzertierchen lieber als jeden (Gummi-)Fisch. Das eigentliche Erfolgsrezept heißt aber Strecke machen. An Hot-Spots wie Brücken und Wendebecken muss man nicht lange auf Barsche (und oft auch Zander) warten.

Größe und Struktur: Der Kanal ist im Schnitt 50 Meter breit und drei bis fünf Meter tief. Eingefasst ist die Strecke mit Bruchsteinschüttungen und stählernen Spundwänden.

Mindestmaße in cm/Schonzeiten: Mit Ausnahme der auf dem Angelschein genannten Verbotszonen darf der Kanal von Januar bis Dezember rund um die Uhr befischt werden. Es gelten die für NRW gesetzlichen Schonzeiten und Mindestmaße: Zander 40/01.04.–31.05., Karpfen 35/–, Aal 50/–.

Angelkarten: Es gibt Tagesscheine für 8,50 Euro und Jahresscheine für 30 Euro. Jahresscheine erhält allerdings nur, wer Mitglied eines im Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. organisierten Vereins ist (die Mitgliedschaft ist leicht über einen der Angelvereine im Ruhrgebiet oder am Niederrhein zu erwerben). Tagesscheine gibt es in vielen Angelgeräteläden der Region z. B. im Anglermagazin Cao, Obermeiderischer Str. 27 46049 Oberhausen, Tel. 0208/841947.

Bestimmungen: Der Angelschein gilt für alle Kanäle im Ruhrgebiet und im Münsterland (Rhein-Herne-, Wesel-Datteln-, Datteln-Hamm- und Dortmund-Ems-Kanal). Tagesscheininhaber dürfen mit zwei, Jahreskarteninhaber mit drei Ruten fischen. Bootsangeln ist nicht erlaubt. Mit Ausnahme der auf dem Angelschein genannten wenigen Verbotszonen dürfen die Kanäle überall von Januar bis Dezember rund um die Uhr befischt werden.

Besonderheiten: Der rege Schiffsverkehr kann an manchen Tagen als störend empfunden werden, bietet aber Spinnfischern den Vorteil, dass durch das Schraubenwasser Sediment vom Grund aufgewirbelt wird, was Kleinfische und in ihrem Gefolge Zander und Barsche anzieht.

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