Zwischen Liebesinsel und Tomate. Waller im Ruhrgebiet

Der Ruhrpott ist ein Top-Revier fürs Welsangeln. Wo man die Uriane dort findet und wie man sie fängt, verrät Markus Bötefür.

Wer vor 20 Jahren an der Ruhr die Spinnrute schwang, der musste sich oft mit einer Handvoll Barsche zufrieden geben. Er konnte von Glück reden, wenn er am Baggersee einen mittelprächtigen Hecht erwischte und durfte sich als Fänger eines Rhein-Zanders Angelkönig nennen lassen. Aber Welse? Die gab es früher nur jenseits des Weißwurstäquators. Zwischenzeitlich hat sich das gründlich geändert und nun schwimmen auch Waller im Ruhrgebiet in fast allen Gewässern.

Lohnende Reviere

Hotspots finden Profis und Einsteiger vor allem am Rhein. An den Buhnen in Duisburg gehen sowohl beim Spinnfischen als auch beim Ansitzangeln schöne Waller an die Köder. Dabei müssen es keineswegs schuhsohlengroße Gummis oder klodeckelformatige Köderbrassen sein. Gummiköder von 15 Zentimetern Länge an 12 bis 14 Gramm schweren Bleiköpfen tun hier ebenso gute Wallerdienste wie auf Grund gelegte Grundeln oder Fetzen von Rotaugen. Giganten werden zwar in jeder Saison gefangen, doch sind die meisten Fische mittelprächtig und bringen 10 bis 30 Kilo auf die Waage; ein Maß, das sich mit Karpfen- und mittlerer Spinnruten durchaus bezwingen lässt.

Auch muss niemand zur Wäscheleine greifen. Es ist vielmehr ratsam, mit geflochtenen  30er Schnüren zu fischen. Mit ihnen kann man sowohl beim Spinn- als auch beim Ansitzangeln gute Wurfweiten erreichen und gleicht von den Ufern beider Flüsse das dort geltende Bootsangelverbot ein wenig aus. Sehr gute Stellen warten sowohl am Homberger Ufer als auch an der gegenüberliegenden Ruhrmündung auf Angler, die gern ein paar Meter zum Fisch laufen. Prinzipiell sind alle Einfahrten in den Duisburger Hafen lohnend. Am rechten Ufer ist der Eingang zum sog. Eisenbahnbecken in Hochfeld  bis in den späten Herbst hinein einen Versuch wert.

Ruhrwaller

Was für das Spinnfischen im Rhein gilt, lässt sich auch auf die Ruhr übertragen. Dort sind die Ufer aber mit deutlich weniger Bruchsteinen bestückt, sodass die Hängergefahr niedriger ist und man reuelos mit Wobblern fischen kann. Sehr fängig sind Wobbler mit deutlich hörbaren Rasseln. Neben dem Mündungsbereich ist vor allem die Strecke zwischen der Mülheimer Kneipe „Tomate“ und der sog. Liebesinsel am Wasserbahnhof ein gutes Revier.

Am Ruhrufer findet man bequeme Plätze für das nächtliche Ansitzangeln. Jahreskarteninhaber dürfen hier mit drei Ruten fischen und können folglich viele Köder (Tintenfische, Grundeln, Tauwurmbündel, Fetzen, Hähnchenleber usw.) ausprobieren. Am besten montiert man Unterwasserpose und verwendet als Vorfach eine dicke Monofile.

An Spundwänden und in Seen

Neben den beiden Flüssen bieten aber auch der Rhein-Herne-Kanal und alle Becken des Duisburger Hafens sehr gutes Welsangeln. Besonders aussichtsreich ist das Kanalangeln im Bereich der Schleuse Oberhausen Lirich sowie im Duisburger Hafen am Eisenbahnbecken und im Vinckekanal. Anders als an Rhein und Ruhr kann an den von Menschenhand geschaffenen Gewässern allerdings die Landung der Waller problematisch werden. Überall dort, wo von Spundwänden aus gefischt wird, sollte man nicht nur große, stabile und langstielige Unterfangkescher mitführen, sondern auch einen Angelfreund, der mit solchem Landegerät umzugehen weiß.

Längst haben sich die Waller auch in den Seen und Baggerseen der Region breitgemacht. Vom Entenfang in Mülheim aus haben sie über den Wambach auch die Sechs-Seen-Platte im Süden Duisburgs erobert und hier erstmals von sich reden gemacht, als sie zuerst die Taucher erschreckten und sich später auf die Köder der Raubfischangler stürzten.

Die Ruhr ist mittlerweile ein guter Wallerfluss. Markus Bötefür fing diesen Halbstarken mit einem Wobbler, der eigentlich für Barsche gedacht war.

 

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