Schönes Buch über Hechte

Wladimir Putin, Siegfried Lenz, Boris Becker sowie zahlreiche andere Personen der Zeit- und Weltgeschichte mit Hechten in Verbindung zu bringen, ist keine leichte Übung und bedarf gewiss einer kreativen Recherche. Der Kulturjournalist und Angler Andreas Möller hat sich dieser Mühe unterzogen und in der Reihe „Naturkunden“ eine Monografie über Esox lucius verfasst. Das Spektrum seiner Darstellung reicht von der Geburt über den Lebenszyklus bis zum Tod dieser Fische und wird in 18 Kapiteln stets eng mit dem Menschen verknüpft. Herausgekommen ist dabei ein schmaler Band, dessen Würze darin liegt, dass sich sein Verfasser nicht scheut, heute viel zu selten formulierte Wahrheiten über falsch verstandenen und doktrinär praktizierten Naturschutz beim Namen (Kormoran) zu nennen.

Um den Hecht als Fisch geht es in diesem Buch dabei nur am Rande. Möller interessiert sich weit mehr für die kulturgeschichtliche Dimension des grünen und pfeilschnellen Raubfisches, den es – will man es überspitzt formulieren – ohne den Menschen wohl so nicht gäbe. Wie sehr der Hecht auch bei Leuten, die nicht angeln, tauchen, in Baggerseen baden oder Fische in der heimischen Küche zubereiten, zu einem „Gefährten“ geworden ist, der uns sprachlich („es zieht wie Hechtsuppe“, „Haie des Süßwassers“, „grandiose Hechtsprünge“) auch dann begleitet, wenn wir ihn als Fisch und Lebewesen gar nicht vor dem geistigen Auge haben.

Der Lesegenuss des über weite Strecken angenehm „altmodischen“ Buches wird jedoch durch die übertriebenen Ausweise der Belesenheit Möllers etwas getrübt. Zum Glück verschont er uns aber mit Gendersternchen.

Insgesamt ein interessanter Essay, der ganz nebenbei auch Einblicke in den längst vergangen Alltag von Junganglern in der ehemaligen DDR vermittelt.

Bei Amazon bestellen: https://amzn.to/4aa7ybg

Möller, Andreas (2021), Hechte. Ein Portrait, Berlin 2021, 159 S., zahlreiche Farb- und Schwarzweißabbildungen, Zeichnungen, € 20.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar