Dreh- und Angelpunkt Datteln. Die Kanäle des Ruhrpotts

In Datteln dreht sich alles um Kanäle. Dass die dort verknoteten vier Wasserstraßen auch äußerst fischreich sind, weiß unser Ruhrpott-Autor Markus Bötefür.

Alle Wege führen nach Datteln. Na ja, vielleicht nicht alle Straßen, aber alle Wasserwege des Ruhrpotts enden bzw. beginnen im westfälischen Städtchen, das sich rühmen darf, den größten Kanalknotenpunkt der Welt vor seinen Mauern zu haben. Und weil es sich bei den Kanälen um die berühmten Klassiker (Rhein-Herne-, Dortmund-Ems-, Wesel-Datteln- und Datteln-Hamm-Kanal) handelt, ist für Fischreichtum gesorgt, was besonders Spinn- und Karpfenangler zu schätzen wissen, denn traditionell sind die insgesamt gut 300 Kilometer langen Kahnbahnen ein Refugium für Barsche, Zander und fette Rüsselschnuten.

Barsche und Zander

An Zandern und Barschen mangelt es in den Kanälen zwischen Rhein und Münsterland wahrlich nicht. Allerdings sind sowohl die großen als auch die kleinen Stachelritter nicht mehr so leicht zu fangen wie zu Beginn der Gummiwelle in den 80er Jahren und längst reicht es nicht mehr aus, einen quittegelben Mister Twister über den Grund hüpfen zu lassen, denn mittlerweile haben nicht nur Angler, sondern auch Grundeln aus Osteuropa die Kanäle entdeckt und bereichern den Speiseplan der Raubfische, die für eilig eingeworfene Gummis oft nur Verachtung übrig haben. Wer es mit der Spinnrute versucht, muss daher etwas tiefer in die Trickkiste greifen und sollte sowohl tagsüber als auch nachts zu grundelfarbenen oder gräulich-braunen Gummifischmodellen greifen. Die nach Einbruch der Dunkelheit und dem damit einhergehenden völligem Stillstand des Schiffsverkehrs fast stehenden Gewässer erlauben es, leichte Bleiköpfe von fünf bis zehn Gramm einzusetzen, die den Gummikörper verführerisch über dem Grund spielen lassen. Neben den Grundelimitationen fangen auch an Drop-Shotmontagen angebotene Krebsimitate fette Barsche und gelegentlich auch Zander.

Alle Kanäle sind gute Karpfenreviere. (Foto: Stefan Waltermann)

Karpfeneldorado

Seit jeher sind die Wasserstraßen ein Eldorado für Karpfen. Boilies bringen hier, auch ohne tagelange Anfütterkampagnen, zahlreiche Kapitale in den Kescher. Dabei müssen es keine ausgetüftelten Mixturen aus den Giftküchen erfahrener Profis sein. Herkömmliche Tütenboilies erfüllen ihren Zweck voll und ganz. Als Geschmacksrichtungen haben sich im Sommer fruchtig-süße Kompositionen wie Kirsch und Vanille, im Frühjahr und Herbst herbere Geschmacksrichtungen wie Muschel und Tintenfisch bewährt.

Das Durchschnittsgewicht der Fische liegt bei etwa 15 Pfund, mit Wasserschweinen von über 30 Pfund darf aber immer gerechnet werden. Allerdings sind Kapitale nicht leicht zu finden. Mal schwimmen sie in der Fahrrinne, dann suchen sie ihr Futter am Steinschüttungsufer, ein anderes Mal stellen sie sich im Schatten der Spundwände ein. Da Jahresscheininhaber aber mit drei Ruten fischen dürfen, ist es recht einfach, stets einen Köder goldrichtig zu platzieren. Durch den regen Schiffsverkehr beginnt die Saison früh und endet spät. Mit dem Nachlassen der Nachtfröste werden die Kanalkarpfen aktiv und lassen sich bis in den Spätherbst hinein fangen.

INFOS

Empfehlung für Kanalneulinge: Wo es sich an Kanälen besonders lohnt, habe ich hier aufgeführt: Angelstellen finden. Keine Panik an Kanälen

Größe und Struktur: Der Kanäle sind zwischen 50 und 70 Meter breit und drei bis fünf Meter tief. Meist sind sie an einem Ufer mit Bruchsteinen und am anderen mit Metallspundwänden befestigt.

Mindestmaße in cm/Schonzeiten: Es gelten die gesetzlichen Schonzeiten des Bundeslandes NRW.

Angelkarten: Es gibt Tagesscheine für 8,50 Euro und Jahresscheine für 30 Euro. Jahresscheine erhält allerdings nur, wer Mitglied eines im Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. organisierten Vereins ist (die Mitgliedschaft ist leicht über einen der Angelvereine im Ruhrgebiet oder am Niederrhein zu erwerben). Tagesscheine gibt es in vielen Angelgeräteläden des Ruhrgebiets und des Münsterlandes.

Bestimmungen: Alle Kanäle dürfen mit demselben Schein von Januar bis Dezember rund um die Uhr befischt werden. Käufer vin Tageskarten dürfen mit zei Ruten fischen. Wer einen Jahresschein hat, darf drei Angeln einsetzen. Bootsangeln ist verboten. An einigen Stellen darf nicht gefischt werden (Firmengelände, Schleusenanlagen usw.)

Besonderheiten: Für Kanalneulinge – besonders Ansitzangler – kann der Schiffsverkehr mitunter nervig werden.

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