Immer der Nase nach. Parfümierte Spinnköder

Fische haben feine Näschen. Ansitzangler wissen das und peppen ihre Köder daher mit allerhand verführerischen Duftnoten auf. Aber aber wie sieht es bei Spinnfischern aus? Was taugen Dipps, Sprays und Gels?

Als eingefleischter Spinnfischer war ich Aromen und Duftstoffen gegenüber stets skeptisch und legte bei der Auswahl meiner Wobbler, Blechköder und Gummifische allein Wert auf deren Formen, Farben und Laufeigenschaften. Als ich vor einigen Jahren in einem irischen Angelladen ein Aroma-Gel für Spinnköder entdeckte griff ich zu, denn wo lassen sich Wundermittelchen besser auf Herz und Nieren testen als im Mekka der Hecht- und Barschangler? Meine ersten Versuche mit aromatisch frisierten Ködern stellte ich damals unter den fairsten Bedingungen an, die sich denken lassen: Zwei völlig identische Wobbler wurden gleichzeitig in derselben Tiefe und im selben Abstand vom Boot geschleppt. Das Resultat war ernüchternd, denn auf beide Köder bekam ich etwa gleich viele Bisse.

Der Grund für das „Versagen“ des eingeschmierten Wobblers war schnell herausgefunden: Auf der glattlackierten Oberfläche war das Gel in Nullkommanichts abgewaschen. Da ich meine teuren Rapalas keiner Schmirgelpapierbehandlung unterziehen wollte beschloss ich, sie über Nacht im Gel zu baden, was zur Folge hatte, dass ihre Drillinge am nächsten Morgen Flugrost angesetzt hatten, das eingetrocknete Gel dafür jedoch über mehrere Stunden deutlich riechbar am Wobbler haftete. Mit frischen Haken ausgestattet wurden die einbalsamierten Wobbler nun neben ihren ungesalbten Brüdern geschleppt. Tatsächlich konnte ich mit den gegelten Ködern mehr Hechte zum Biss verleiten als mit geruchsneutralen Modellen. Was in Irland auf Hechte und Barsche funktioniert, das sollte doch an heimischen Gewässern auf Döbel, Zander, Wels und Aland erst recht wirken. Mein Interesse war geweckt. Allerdings stand ich noch immer vor dem Problem der rostenden Haken nach einem Gel-Vollbad. Um den Ködern länger andauernden Lockstoffgeruch zu verpassen und sie zugleich vor Rost zu schützen versah ich die Deckel meiner Köderboxen mit ein paar Tropfen des Gels, so dass nach einigen Tagen jedem Köder ein wohliger Gestank anhaftete, obwohl er nicht direkt mit der klebrigen Flüssigkeit in Berührung gekommen war.

An der heimischen Ruhr waren besonders Döbel und Alande von meinen neuen Stinkeködern begeistert, aber auch Barsche, Hechte und Zander ließen sich nun bedeutend häufiger auf eine Wobblerattacke ein. Besonders in der Dämmerung und beim Nachtangeln erwies sich die duftende und klebrige Masse als ein gut funktionierender Reizverstärker. Mittlerweile sind unterschiedliche Aromastoffe für mich zu wunderbaren Hilfsmitteln geworden. Ich verwende sie nicht nur bei Wobblern, sondern impfe sie auch mittels einer Injektionsspritze Gummifischen und Twistern ein. Wer es ausprobieren möchte muss sich zum Einkauf nicht auf die Britischen Inseln bemühen. In Deutschland kann man allerlei Düfte es im Internet bekommen.

Nicht nur klassische Nasenfische mögen gegelte Köder; auch Hechte beißen bedeutend besser auf getunte Wobbler.

 

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